Reha Kongresse 2018
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P27

Schlüsselparameter für ein Atemmuskeltraining als Gruppentherapie im klinischen Alltag

V. Stefanicki Hanschur1, S. Alessandri1, C. Schweizer1, A. M. Raab1, M. Jonker1, S. Koch Borner1, R. Moser1, T. Becker2, G. Müller1, F. Wijckmans1 (1Nottwil ; 2Notwil)


Einleitung

Atemwegskomplikationen gehören zu den häufigsten Todesursachen nach einer Querschnittlähmung. Atemmuskeltraining kann die Atemmuskulatur stärken und möglicherweise auch Komplikationen verhindern. Im SPZ Nottwil gehört das Atemmuskeltraining im Gruppen-Setting seit bald 10 Jahren zum therapeutischen Standard. Eine Auswertung der ersten 5 Jahre hat gezeigt, dass eine hohe Trainingsintensität für die Steigerung der Atemmuskelkraft wichtiger ist als der Umfang des Trainings (Raab AM, Spinal Cord, 2019). Weitere 4 Jahre später stellt sich nun die Frage, ob diese angestrebte höhere Trainingsintensität auch tatsächlich erreicht wurde und wie sich diese auf die Verbesserung der Atemmuskelkraft auswirkt.

Methodik

Retrospektive Kohortenstudie im klinischen Alltag (Aug. 2015 – Aug.2019). Einschlusskriterien:Männer und Frauen, ≥18 Jahre, Läsionshöhe C1-Th12, AIS A-D. Vor und nach einem individuellen inspiratorischen Atemmuskeltraining mit ≥ 7 Trainingseinheiten wurde die max. inspiratorische Kraft (MIP) gemessen. Deskriptive Analyse und Vergleich mit Daten der Jahre 2010-2015 (Raab AM, Spinal Cord, 2019).

Resultate

In der aktuellen Gruppe wurden 65 Patienten analysiert, welche bezüglich demographischer Parameter sehr gut mit dem historischen Sample (2010-2015) vergleichbar sind. Gegenüber den Vorjahren konnte der mittlere inspiratorischer Widerstand um 12% gesteigert werden. Auch die Anzahl Wiederholungen pro Trainingseinheit ist mit +15 Wiederholungen deutlich angestiegen. Demgegenüber steht eine MIP Verbesserung von lediglich 5% und nur noch 2.3 Trainingseinheiten pro Woche, gegenüber 3 Einheiten im historischen Sample. Das Alter der Patienten zeigte keinen Zusammenhang mit der Verbesserung der Atemmuskelkraft.

Schlussfolgerungen

Ein Grund für die eher geringe Verbesserung der inspiratorischen Muskelkraft, trotz Steigerung der Intensität und Wiederholungszahl, könnte die geringere durchschnittliche Anzahl Trainingseinheiten pro Woche sein.

Bedeutung

Ein Minimum von 3 Trainingseinheiten pro Woche scheint neben einer möglichst hohen Intensität wichtig zu sein. Die Verbesserung der Atemmuskelkraft ist nicht altersabhängig, daher sollte ein solches Training für alle Altersgruppen angeboten werden.