P09
G. Büsching (Barmelweid)
Patienten mit schwerer COPD und Belastungsintoleranz können aufgrund belastungsinduzierter Atemnot nur eingeschränkt an etablierten Trainingsformen (z. B. Ergometertraining) teilnehmen. Das exzentrische Training in Form von abwärts Treppen gehen bietet einen hohen muskulären Trainingsreiz bei gleichzeitig geringer kardiopulmonaler Belastung. Das Ziel dieser Pilotstudie war es, die Machbarkeit und Belastungssteuerung des Treppentrainings in einer Gruppe von Patienten mit schwerer COPD (GOLD Stage 2-4) im Rahmen einer stationären pulmonalen Rehabilitation zu untersuchen.
10 Patienten mit schwerer COPD (8 Frauen; Alter 71 Jahre (IQR 50; 82) FEV1 47 % (IQR 19; 60), 6 O2-bedürftig) wurden zu Beginn der pulmonalen Rehabilitation (Zuweisung aus Akutspital n. Exazerbation) von Physiotherapeuten der Klinik Barmelweid zur Teilnahme angefragt. In die Studie aufgenommen wurden Patienten mit schwer eingeschränkter Leistungsfähigkeit (<1 Watt pro kg Körpergewicht im symptomlimitierten Fahrradergometertest), die jedoch mindestens 1 Stockwerk auf der Treppe abwärts gehen konnten. Die Patienten absolvierten alle Therapieinhalte während eines durchschnittlichen Aufenthalts von 21 Tagen (Gymnastik, Wandern, Entspannung, Schulung) ausser Intervalltraining auf dem Ergometer, das durch Treppentraining ersetzt wurde. Ziel der Pilotphase war es, die Belastung vergleichbar zum Intervalltraining zu erreichen, einerseits betreffend Trainingsdauer als auch absolut erreichter Leistung während mindestens 7 Trainingseinheiten. Beinmüdigkeit und Atemnot wurden während des Trainings mittels Borg Skala (0-10) erfasst.
Um das Auftreten von starkem Muskelkater infolge exzentrischer Trainingsreize zu minimieren, wurde die Belastung zu Beginn bewusst klein gewählt und kontinuierlich gesteigert. Die Patienten gingen anfangs einmalig so viele Treppenstufen im selbstgewählten Tempo nach unten, bis subjektive Beschwerden das Training beendeten. Nach und nach wurden zuerst die Serien und dann die Trainingszeit des Abwärtslaufens verlängert.
Der primäre Endpunkt war die Verbesserung im 6-min-Gehtest (6MGT). Sekundärer Endpunkt war der 5-Repetion-Sit-to-Stand-Test (5STST). Bei unserem schwer dekonditionierten Patientenkollektiv trat bei einmaliger Durchführung des 1-Minuten STST Muskelkater auf. So wurde nach 4 Patienten der 5STST angewandt, um Muskelschmerzen zu verhindern und das Training absolvieren zu können.
In der letzten Trainingswoche (nach 7 Trainingseinheiten) lag die reine Belastungszeit beim Treppentraining im Median bei 6 Minuten (IQR 4.8; 7,5; Gesamtzeit ca. 20 Min) und gesamthaft 272 Stufen (IQR 250; 457). Vergleichsweise lag die Dauer des Vergleichskollektivs der Klinik bei 7.5 Minuten, wenn nur die höhere Intensität berechnet wurde (30 Watt). Die Belastung beim Treppen abwärtsgehen ist beinahe 100 % grösser (19'050 vs. 37936 Wattsekunden (Median)). Die Differenz von Eintritt zu Austritt lag im Median beim 6MGT bei 81 m (IQR 46; 103 m) (E: 256 m; A: 351 m) und beim 5STST 4.1 Sekunden (IQR 3.3; 6.0) (E: 19.22 s; A 13.66 s) (n=6). Während der Trainings lagen die Borgwerte (Skala von 0-10) bei der 7. Trainingssitzung im Median bei jeweils 4 (Atemnot (IQR 3.0; 5.5) Beinmüdigkeit (IQR 3.25; 4,75); rein deskriptive Analyse) und sind fast über die Trainingssitzungen identisch bei zunehmender Belastung.